1. November 2012

Hühnerleber - Run - Comic

Mit verliebten Augen tänzelt Hahn Rollo auf dem Misthaufen stilvoll von einem Hahnenbein auf `s andere einen Liebestanz, seine acht Hühner beäugend, die ob seiner Gegenwart eher desinteressiert, lieber nach Körnern, Schnecken und Würmern scharrend im Hof flanieren. Sein Gefieder aufgeplustert, den Kamm aufgestellt, mit den Flügeln schlagend lasst Rollo seiner Männlichkeit Ausdruck verleihend, ein lautes "Kickerekie" ertönen, das von der Konkurenz im Nachbarhof erwiedert und von seinen Weibern missbilligend registriert wird.
Schließlich döst Hahn Rollo zufrieden in der sich dem Zenit nährenden Mittagssonne als plötzlich die Bäuerin gefolgt von ihrem Gatten den Hühnerhof betritt, im Kopf eine große Pfanne Hühnerleber mit Äpfeln und Zwiebeln. Geschwind ergreift die Bäurin das erste Huhn am Hals, das wild flatternd die anderen sieben gackernd auseinander stoben lasst. Entsetzen packt Hahn Rollo, als der Bauer das zweite Huhn zu fassen bekommt. Aufgeregt lässt er ein lautes "Kickerekie" erschallen, ohne seinen Platz auf dem Mist zu verlssen.
Beim dritten und vierten ergatterten Huhn wird ihm flau. Die ersten Federn fliegen vom aufgeregten Flügelschlagen. Wie zum Hahnenkampf rollt er die Augen, der Kamm schwillt. Ein "Kickerekie" folgt dem nächsten, das sich bald zu einem Krächzen reduziert. Fassungslos muss Hahn Rollo mit ansehen wie sich Bauer und Bäuerin auf die Jagd nach seiner letzten Liebe machen, die geschickt den Attacken ausweicht, letztlich aber nicht entkommen kann. Ohnmächtig der Szenerie gegenüberstehend, von der Angst erdrückt, dass es ihm jetzt an `s Gefieder geht, fällt Rollo rückwärts vom Mist.
Stille breitet sich über dem Hühnerhof aus. Drei Tage hockt er unglücklich, vom stolzen "Kickerekie" des Nachbarhahns verfolgt, hinter dem Misthaufen und richtet seine Träume auf den Hühnerhimmel.
Als sich am dritten Tag die sommerliche Sonne wieder dem Zenit nährt, erscheint die Bäuerin, misstrauisch von Rollo hinter dem Misthaufen beäugt, mit einer Kiste im Hühnerhof, stellt sie ab, schiebt die Seitentür nach oben und ein Junghuhn nach dem anderen, eines attraktiver als das andere, verlässt die Kiste. Lebendigkeit breitet mit jedem Junghuhn, das den Hof betritt, in dem desillusionierten Hahn aus. Mit entzücktem Blick erklimmt er den Misthaufen und lässt, ganz der Alte, ein lautes "Kickerekie" ertönen.


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